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ATTITUDE oder wenn es

doch immer so einfach wäre

Prof.'in Dipl.-Ing. Ulrike Kerber

lehrt Grundlagen des Entwerfens.
Sie ist Innenarchitektin und Gründerin des Büros Gestalt Raum Farbe in Osnabrück

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Denn im Wohnen verkörpert sich der innenarchitektonische Raum zu einer Choreografie aus Handlungen, Gesten und Objekten. Hier entsteht eine Beziehungsgeschichte, die situativ oder prozessual inszeniert wird. Wohnen wird damit zu einem Handeln in Ereignissen und Möglichkeiten, das die Grundbedürfnisse des Menschen genauso beantwortet, wie auch die Suche nach neuen Perspektiven.

Dabei kommt es zu räumlichen Entitäten, die schützen, bergen und halten. Die Fragestellung des Vortrags behandelt ein Phänomen, das schon im Barock mit großem Vergnügen gespielt wurde: die Attitude, das lebende Bild. Unbewegt standen Menschen in collageartig inszenierten Bühnenbildern und wurden so Teil eines Stilllebens. Sie verkörperten eine Haltung, die mit der Bildaussage verschmolz und wurden so zu Figuren ohne Persönlichkeit.

Ähnlichkeiten mit der aktuellen Bildkommunikation über das Wohnen und Lebensstile von heute sind nicht zu übersehen.

Doch ist es wirklich so einfach, die Verantwortung für Design und Wohnen in die Hände der Entwerfer zu legen?

Meine Überlegungen setzen dort ein, wo Design und Wohnen ihre Gemeinsamkeiten entdecken. Beeinflusst durch gesellschaftliche und kulturelle Fragestellungen in kleinen wie auch in globalen Maßstäben, befinden sich beide in einem stetigen Wandel und brauchen nachhaltiges Umdenken. Beide Phänomene fordern eine ganzheitliche Haltung. Dort, wo das Design zu seiner dialogischen Qualität geführt wird, entsteht eine Kommunikation zwischen Mensch und Objekt, zwischen Mensch und Prozess. Im Wohnen werden Grundbedürfnisse des Menschen berührt. Sowohl das Wohnen als auch das Design werden missverstanden, wenn sie als Imageschaukasten oder ästhetisierendes Objekt dekontextualisiert werden. Wir leben in einem visuellen Zeitalter und die alltägliche Beobachtung der Bildwelten bestimmt unsere Gegenwart. Menschen kommunizieren über Bildschirm- und Bildinformationen.

Doch wenn wir im Rahmen der DESIGN DIALOGE DETMOLD über das Wesentliche des Wohnens nachdenken wollen, so bleibt uns vielleicht nichts anderes übrig, als den Sprung in die Bildwelt hinein zu wagen. Erst von dort ergibt sich eine Perspektive auf den Raum um uns herum.

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