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Home sweet Home

Prof. M.A Jörg Kiefel

lehrt Szenografie. Er ist Bühnenbildner und

Szenograf und lebt in Hamburg.

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Der Kühlschrank bestellt drauf hin keine Tiefkühlprodukte mehr, der Herd kocht entsprechende Rezepte und kontrolliert per Kamera ob diese auch gegessen werden – hauptsächlich Grünes. Ohne Sport bekomme ich über meine Supermarktartikelprovider keinen Alkohol mehr geliefert bis meine Waage und der Blutdruckmesser wieder grünes Licht geben. Daraufhin werde ich bei meiner Krankenkasse als Risikofall eingestuft und muss entsprechend Strafbeiträge entrichten.


Mein Haus löscht in meinen sozialen Netzwerken alle Fotos von vor 2 Jahren (ihre Wahrheit habe ich ja zu einer Lüge verkommen lassen) und auf meiner Dating App sinke ich ganze 3 Level auf 4 einhalb.
Mein Haus kennt mich, es sorgt für mich, es wohnt mit mir, es entlastet mich - ungefragt. Aber was ist, wenn mein Haus findet dass ich seinen Frieden störe, ein lästiger Mitbewohner werde der zu laut ist, Schmutz macht und sich unangemessen menschlich verhält?

Setzt es mich dann vor die Tür? Oder es verliebt sich in mich und wird übergriffi g? Sperrt es mich dann ein? Kann ich mit meinem Mitbewohner „Haus“ dann noch gemeinsame Regeln diskutieren und woraufes mir beim Zusammenwohnen ankommt?
Und wozu das alles? Geht es um Steigerung
von Glück, Zufriedenheit, Lebensqualität, Nachhaltigkeit, Gesundheit und sozialer Teilhabe? Oder nur um mehr Konsum und Kontrolle?

Und was zum Teufel mache ich mit der ganzen gesparten Zeit?

„...Der Wäschetrockner flirtet mit dem Video und sendet Strahlen aus, ein elektronischer Zoo. Die Kaffeemaschine törnt den Toaster an, ich krieg die Kurve nicht mehr oh Mann oh Mann... falsch programmiert, falsch programmiert... Ich werde Wahnsinnig!“ Auszug aus „Computer sind doof“ der Band Spliff vom Album „85555“, 1982

Eine popkulturelle Vision von vor 35 Jahren. Die Geräte des Haushalts unterhalten sich mittels Strahlen. Für den User läuft es nicht besonders gut. Er/Sie kommt zu dem Schluss, dass Computer nicht über ausreichende Intelligenz verfügen.


Allerdings liegt es an seiner mangelnden Fähigkeit, die richtigen Algorithmen einzugeben. Die Vision ist inzwischen real geworden. Die Geräte lassen sich fernsteuern oder steuern sich gegenseitig zu verschiedenen Zwecken. Das kluge Haus kann mit seinen eigenen Sensoren verschiedene Quantitäten und Qualitäten messen: Temperatur, Helligkeit, Lautstärke, Luftfeuchte. Was aber wenn es bald lernt, eine eigene Intelligenz zu entwickeln oder sich über den eigentlichen bewohnten Raum hinaus zu vernetzen?

In Zukunft kann es alles messbare über seine Bewohner kennen, vernetzen und eigene Schlüsse daraus ziehen.
Szenario: Meine Waage spricht mit meiner smartWatch, meinem Kühlschrank und meiner Krankenkasse über mein Gewicht, meine Ernährung, meinen vernachlässigten Fitnessplan, meinen Verlust an Fokus auf alles, was gut für mich ist und meine lustlose Geistesverfassung.

IMPRESSUM

Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur

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Ansprechpartner:
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Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe


Campusallee 12
D-32657 Lemgo 

Vertreten durch:
Professor Dr. Jürgen Krahl, Präsident der TH OWL

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