Tangible Data - Informationen greifbar machen
Prof. Dr. Axel Häusler
Professor für Digitale Medien und Entwerfen.
Er ist Teil der Forschungsschwerpunkte urbanLab & nextPlace an der Detmolder Schule
Es ist unbenommen, dass die digitale Transformation unsere alltägliche Lebensumgebung in erheblichem Maße verändern wird. Bereits heute treffen wir jeden Tag Entscheidungen, die ausschließlich auf einer für uns unsichtbaren und nicht nachvollziehbaren Datenbasis beruhen.
Sei es, um mit Hilfe des Navigationsassistenten den Stau zu umfahren, für uns passende Produkte oder Filme aus digitalen Katalogen zu bestellen oder aktuelle Trends aus personalisierten News-Feeds aufzugreifen.
Im Fachjargon nennt man das: „Data-driven Decision Making“.
Bereits gebaute Prototypen und detaillierte Konzeptstudien beschreiben sehr genau, welche Veränderungen, beginnend in der räumlichen Umwelt, der Alltagsorganisation, der Kommunikation, der Fortbewegung bis hin zum Einkaufen und darüber hinaus, uns zukünftig erwarten werden.
Im bereits begonnenen Zukunftsfeld der „Smart Cities“ zeigt uns die Digitalisierung vor allem ein technologisch getriebenes Gesicht, insbesondere was die Strategien für den öffentlichen Raum betrifft.
Smarte Ampelschaltungen, frequenzgesteuerte Straßenlaternen oder „intelligente“ Mülleimer (Smart-Waste) verdeutlichen, dass die Digitalisierung bislang größtenteils nur produktbezogen erfahren werden kann.
Der lokale Charakter unserer Räume und die darin mögliche Qualität der sozialen Interaktion scheinen dabei kaum eine nennenswerte Rolle zu spielen.
Viele digitale Technologien ziehen vielmehr Prozesse aus dem öffentlichen Raum ab, in dem sie Ordnungs- und Regulierungsmechanismen maschinell über Cloud-Dienste und mobile Endgeräte steuern.
Die Disruption betrifft dabei nicht nur den Vorgang selbst, sondern wirkt sich auch auf den damit verbundenen Raum aus.
Für den einzelnen Stadtbewohner bedeutet dies, dass die digitale Teilhabe hauptsächlich als Einzelner erfahren wird, die geteilten Informationen dem eigentlichen Kontext entzogen werden und eine kollektiv gesellschaftliche Raumerfahrung kaum mehr stattfindet.
Es sollte jedoch möglich sein, Technologien so zu konzipieren und einzusetzen, dass durch ihre Nutzung die Teilhabe, der Austausch und der gesellschaftliche Zusammenhalt in städtischen Räumen gefördert wird.
Was wäre also, wenn der Kontext doch wieder relevant wird?
Was wäre, wenn Daten dort unmittelbar erfahrbar und begreifbar würden, wo sie auch entstehen oder erhoben werden?
Was wäre, wenn wir die Relevanz unseres digitalen Handelns vor Ort erlernen, begreifen und abschätzen könnten?
– Tangible Data.