Reiz der Oberfläche
M.A. Philipp Hiller
freier Künstler und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Lehrgebiet “Farbe und Raumplanung“. Er ist Kunstlehrer an einer Förderschule und gibt Schulungen im kreativen Bereich.
Was sind Reize und wie nutzen wir sie?
Welche Art von Reizen interessieren uns in herausfordernden Zeiten der ständigen digitalen Ablenkung und was schätzen wir an ihnen? Materialien real zu erfahren, und nicht über eine Abbildung in Internet, Sozialen Medien oder anderen Datenbanken ist eine Erfahrung die wir bewusster wahrnehmen sollten.
Analoge Reize sind ein Gegengewicht zu dem digitalen Stress den uns Computer, Smartphone und anscheinend
unbegrenzte Erreichbarkeit vordiktieren. Materialität und Oberflächen sind ein moderates Mittel des Gestalters und des Innenarchitekten um z.B. ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit zu erzeugen. Durch nachhaltige und ökologische Rohstoffe erzielt man am besten diese Wirkung, denn genau diese Parameter geben dem Werkstoff den Wert.
Weitere Faktoren sind die Verarbeitung, Farbigkeit, Funktionalität, Beständigkeit, Funktionalität, Haptik und Patina. Erinnerung durch die tatsächliche
Erfahrung mit dem Materialien – wir erkennen etwas wieder, wenn es Spuren der Zeit aufweist und eine Patina entwickelt, die es zu lesen gilt.
Wir bauen einen Bezug zu unserer Umgebung auf, zu einem Ort, an dem wir uns wohl fühlen – oder auch nicht.
Der Reiz einer gealterten und Geschichten erzählenden Oberfläche ist zu vergleichen mit dem Hören eines Liedes, das eine Erinnerung in uns weckt – es ist nicht nur das Lied selber, sondern eben alles, was wir damit verbinden.
Den Moment, den Ort, die Personen, die Teil des Erlebnisses sind, sind das, was das Lied nachher ausmacht.
Und genauso verhält es sich mit Materialien in unserem Umfeld… sie erzählen Geschichten, die wir selber geschrieben haben und die sich weiterhin verändern, sowie für jeden einzelnen unterschiedlich sind.
Das macht den Reiz der Oberfläche aus